Donnerstag, 6. Februar 2014

Projektwoche Tag 4 - Besprechung einer Ausstellung

Gestern Abend im Marta in Herford
52 Wochen, 52 Städte
Fotografien von Iwan Baan


Gestern Abend spontan ins Marta zu einem Diskussionsabend und dem Besuch der Foto-Ausstellung "52 Wochen, 52 Städte". Erster Eindruck, 52 Fotos frei vor die Wand gehängt, ohne Rahmen mit spiegelndem Acylglas in Hochglanz-Optik. Zunächst sehr beeindruckend, wie Hochglanz-HD-Monitore an der Wand angebracht. Ein Wow-Effekt stellt sich schnell ein.

Als Besucher versuche ich mich zunächst rein ästhetisch den Fotos zu nähern. Manche Fotos sind außergewöhnlich, andere recht konventionell. Viele mir unbekannte Orte sind dargestellt. Hier hat Baan in erster Linie besondere Architektur fotografiert. Ich bekomme direkt Lust, es ihm gleich zu tun und ebenfalls an die Orte zu reisen. Er nimmt mich mit auf 52 Projektwochen. Ich muss an meine Projektwoche denken und daran, dass Menschen für kurze oder längere Zeit in außergewöhnlichen Projekten aufgehen können. Ok. mein Projekt ist dagegen ein Mini-Projekt, aber ich spüre eine subtile Verbindung!




Ich bin begeistert. Nach einer gewissen Zeit schlägt das Ganze aber um, als ich die Texttafeln neben den Bildern entdecke. Normalerweise lese ich in einem Kunstmuseum nicht, ich konzentriere mich auf die Bildsprache. Nun entsteht für mich aber ein seltsamer Konflikt zwischen Fotografie und Text. Der Text ist bei Baan eine Art von Geschichte hinter der Geschichte und setzt die Fotos in den Kontext der Weltreise. Der Konflikt ist für mich als Betrachter dort, wo ich nicht genau identifizieren kann, ob der Text die Hauptsache ist und das Foto lediglich eine Illustration des Geschriebenen, oder ob die Fotos im Mittelpunkt stehen. Vielleicht ist das ja auch gerade eine Qualität der Ausstellung? Oder es ist das Schema von Illustrierten wie Geo oder National Geografic? Der Kurator der Ausstellung hatte sogar etwas Angst, dass die Ausstellung Mainstream sein könnte, denn sie ist erfolgreich (ohje!).

Ich will es mal so sagen, Baan vertraut seiner Bildsprache nicht, er meint, man kann die Menschen nicht alleine lassen mit den Fotografien. Vielleicht kann man das ja wirklich nicht. Was Baan mit seinen Texten versucht, ist eine Kontextualisierung seiner Fotografie und die Herstellung eines 52-Wochen-Programms. Ein seltsames Gefühl stellt sich ein. Mir schnürt sich immer mehr die Kehle zu. Diese Wochensprünge von Brasilien nach New York, von Holland in den Senegal und dann nach Baku und wieder nach Japan zeigen Iwan Baan als umtriebigen Architekturfotografen, der für die großen Architekturbüros in der ganzen Welt Aufträge annimmt. Für die Besucher an einem Abend kaum zu verdauen, weil man viele Themen nur anreißen kann. 

Er nimmt uns mit auf eine Reise zu Orten, die wir wahrscheinlich nie nur im entferntesten erkunden könnten. Faszinierende Bauten und Orte begegnen uns auf den Fotografien. Und dennoch bleibt, nachdem man die Ausstellung zu Ende "gelesen" hat, ein merkwürdiges Gefühl. Baan zeigt indirekt eine Rastlosigkeit, die in unserer Welt zu Hause ist. Er scheint der Prototyp des "fliegenden" Fotojournalisten zu sein, der sich die Welt der Flugzeuge und Helikopter zu Eigen macht. Ich muss unweigerlich an die Klimaerwärmung denken.

Und gleichzeitig wirken die Displays mit angehängten Texten in der Ausstellung seltsam altmodisch. Im Zeitalter von Internet und Facebook kommen sie daher wie eingefrorene Momentaufnahmen, die mehr Bild-Kontexte verdient hätten, als immer nur genau ein Bild. Auf den Texttafeln hätte ein QR-Code den Weg zu Flickr weisen können, eine schöne unbeachtete Variante, aber vielleicht auch wieder zu viel des Guten.

Denn gut ist sie, die Ausstellung. Bitte nicht entgehen lassen, das Marta in Herford lohnt immer.

Hier sind ein paar Fotos zu sehen:
http://marta-herford.de/index.php/iwan-baan/

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