Donnerstag, 19. September 2013

GTA 5 (GTA V) im Selbstversuch - Test des Konsolenspiels für Ü40

Ich bin 48. Ich habe Kunstgeschichte und Literatur studiert, arbeite als Informationsmanager im Internet-Bereich und spiele xbox. Ich lese Goethe und bin begeisterter Gladbach-Fan. Mit meinen Kindern gehe ich in die Natur und fahre Rad. Ich liebe mein iPad, und mein iPhone gehört in meine Hosentasche wie mein Schlüsselbund. Fotografieren ist ebenso ein wichtiger Teil meines Daseins. Ohne Kamera oder Smartphone gehe ich am Wochenende selten raus. Aber: ich sitzte auch drinnen, schaue Filme in HD und Bluray oder auch mal 3D. Fussball spiele ich gegen mein Sohn auf der Konsole. Er ist mittlerweile besser als ich, was mich wurmt. Und nun?

Schon immer habe ich mit diesen Widersprüchen gelebt. Sie machen mich aus. Das "Das macht man doch nicht als Geisteswissenschaftler" hat mich noch nie sonderlich interessiert. Dafür bin ich einfach viel zu neugierig. Klar muss man nicht jeden Trend mitmachen. Sicherlich lächeln die Jungen über mich, die Alten schütteln dagegen nur den Kopf, wenn sie hören, dass ich auf ein Seeed-Konzert gehe und mir gestern GTA V gekauft habe.

Ich stehe da drüber. Ich weiß, alle die, die heute über ebooks schimpfen, besorgen sich morgen selber einen Kindle. Es ist immer nur eine Frage der Zeit, wann das Neue im Allgemeinen aufgeht, wann Akzeptanz in der Breite entsteht. Ich will früh dabei sein, um die Chancen neuer Dinge beurteilen zu können. Vor allem will ich nicht über Sachen reden, die ich nicht selber ausprobiert habe. So war das auch mit dem Internet. Heute arbeite ich erfolgreich in diesem Bereich. Stillstand bedeutet für mich Rückschritt. Ich will ein eigenes Urteil fällen können.

So kam es für mich auch nicht in Frage, mich dem Bereich des Gamings zu verschließen. Seit Jahren besitze ich eine xbox 360, die ich bisher für Fifa-Fussball, Basketball und eben für GTA IV, den Vorgänger-Titel des gerade erschienen GTA V, genutzt habe. Was mich dabei vielleicht am meisten interessiert hat, sind Dinge wie Story, Grafik und Authentizität der Spielewelt. Gerade in GTA IV wird eine New Yorker Stadtlandschaft entworfen, die ich überaus faszinierend fand. Die Nachahmung von Realität, in der Lebendigkeit mit Autoverkehr, Passanten und vielerlei Wetter-Situationen erzeugt wird, ist bemerkenswert. Als Kunsthistoriker kenne ich viele künstlerische Ansätze, mit denen Künstler versucht haben, Wirklichkeit so perfekt zu simulieren, dass der Betrachter leicht einer Täuschung unterliegen konnte. Ich erinnere hier nur an die so genannten Trope-l'oil-Bilder, die so wirklichkeitsnah gemalt wurden, dass man glaubte, in das Bild hineingreifen zu können. Andere Künstler, wie Jan Brueghel, entwarfen Küsten- bzw. Weltlandschaften, die einen perfekten Ort für Spielewelten abgegeben hätten.

Ich denke, es ist wichtig, über den Tellerrand hinaus zu blicken. GTA ist ein Gewaltspiel, das muss erst einmal klar sein. Aber es ist auch ein Teil unserer heutigen Kultur. Es fasziniert die Massen weltweit. Das Spiel hat am ersten Tag 800 Millionen US-Dollar eingespielt, es ist mit 250 Millionen US-Dollar Herstellungskosten teuerer als der Kinofilm Avatar. Das kann die Gesellschaft nicht ignorieren. Ich kann das nicht ignorieren, weil es mich interessiert. Die Frage lautet, was ist das Faszinierende?

Wenn ein Buch gut ist, dann gibt es viele Menschen, die das gut begründen können. Zieht ein Film die Massen an, gibt es Gründe dafür. Spielt eine Mannschaft erfolgreich Fussball, dann gibt es ein Geheimnis dahinter. Manchmal oder meistens ist das Geheimnis des Erfolgs aber nicht so offensichtlich. Erst das genauere Hinsehen, das mehrmalige Lesen eines Buches, das aufmerksame Betrachten einer Kunstausstellung und die Bereitschaft sich auf ein Computerspiel einzulassen, bringen mich näher an die Frage, warum eine Sache in unserer Welt so erfolgreich wird.

Und darum werde ich mich auf GTA V einlassen und hier darüber schreiben. Ich bin gespannt auf meinen Selbstversuch und das Ergebnis.

SuitsTheme

Excepteur occaecat cupidatat proident, sunt in culpa officia deserunt mollit arnim laborum. Nemo enim ipsam voluptatem quia voluptas aspernatur odit, sed quia consequuntur ratione voluptatem sequi nesciunt.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen