Donnerstag, 26. Januar 2012

Video - Ja zum Buch

Als Wiedergutmachung zu meinem gestrigen Post folgendes Video:

Mittwoch, 25. Januar 2012

Angst vor dem Digitalen

Die Buchbranche hat Angst vor dem Wegfall der Buchpreisbindung, die Theaterchefs vor der Kürzung der Etas und die Museumchefs bedauern seit Jahren den Rückgang der Besucherzahlen. Dabei sollte uns schon längst aufgefallen sein, dass Angst ein sehr schlechter Ratgeber ist.

Schauen wir nur auf die Musikindustrie. Als hätte man es ihr nicht schon vor 15 Jahren geweissagt, dass das Internet den Handel mit Musik grundlegend verändern würde. Und? Hat es etwas geholfen? Nein, die Musikindustrie hat sich vielmehr in eine Schockstarre begeben, aus der sie nur sehr langsam herauskommt. Die Angst vor der unvermeidlichen Krise führte nicht zu einem rechtzeitigen Umdenken, sondern sie schien den notwendigen Prozess der Neubesinnung umzukehren in ein Ignorieren der Möglichkeiten digitaler Downloads. Dass es ausgerechnet eine Computerfirma war, die die Zeiten der Zeit erfogreich erkennen musste, ist bezeichnend. Apple überholte mit iTunes die großen Musikkonzerne, die sich wie riesige Dampfschiffe nur sehr langsam bewegen wollten und lieber erst einmal abwarteten. Ein wenig überkam mich dabei der Eindruck, dass die Musikindustrie nach dem Motto, was nicht sein darf, das kann auch nicht sein, handelte.

Nun ja. Statt Innovationen produktiv anzunehmen, bestimmt Angst vor Neuerungen auch heute noch die allgemeine Einstellung unserer Gesellschaft. Das hat die Musikindustrie ja sehr schön bewiesen. Nach vielen Jahren der Ablehnung nimmt sie langsam die Herausforderung von Downloads und mp3 an.

Anders sieht es in der Zeitungsbranche aus. Zwar haben alle Verlage den Sprung auf das digitale Schiff mit eigenen Internet-Auftritten geschafft, aber es wird vielen Zeitungsverlegern genau so gehen wie der Musikbranche. Die Möglichkeiten der digitalen Welt durchdringen die gesamte Zeitungslandschaft und neue Endgeräte, wie das iPad, verändern unser Leben grundlegend. Die Veränderung des Trägermaterials ist dabei das entscheidende: gedrucktes Papier versus digitaler Anzeige.

Schlicht gesprochen bedeutet es, dass Zeitung von Morgen sich neu aufstellen muss. Vor allem hängen die Veränderung des Trägermaterials mit einer veränderten Zielgruppe zusammen. Junge Leute orientieren sich um, sie kennen es gar nicht mehr anders, als sich Musik herunterzuladen und News aktuell über Twitter oder Facebook zu konsumieren.

Mit dem iPad wird auch die Darstellungsqualität gegenüber einer Papierausgabe ebenbürtig und übertrifft sie an vielen Punkten sogar noch. Jungen Leuten braucht man die Vorteile des Digitalen kaum noch erklären. Sie leben das Internet ja schon ganz anders als die "Spätgeborenen". Eine Zeitung ist für sie in dem Moment ja schon veraltet, wenn sie morgens am Kiosk liegt. Nun gut, Fernsehen und Radio war längst schon aktueller als die gedruckte Ausgabe, sie konnten aber gut nebeneinander existieren. Aber beide waren nicht vergleichbar. Das iPad dagegen geht den Weg der Simulation.

Apple legt in seinen Bookstore ebooks, die sich blättern lassen, wie "richtige" Bücher. Durch die Seiten scheint sogar die Schrift der Vorderseite durchzuscheinen. Simulation ist hier eine Art von Waffe, eine Waffe gegen die Tradition. Kein Wunder, dass das den Herren in manchen Führungsetagen Angst macht. German ANGST.

"Es hat sich noch für keine Industrie gelohnt, sich gegen den digitalen Wandel zu stemmen, der sowieso kommen wird. Man kann zetern und sich abschotten, so viel man will. Die Nutzer finden immer einen Weg, an ihren Content auch digital zu kommen. Bücher sind online bislang weniger begehrt als Audio und Video, aber auch das dürfte sich irgendwann ändern. Amazon verkauft nach eigenen Angaben in den USA bereits mehr E-Books für den Kindle als man gedruckte Bücher verschickt." "Was ich bei der Digitalisierung der Medien mittlerweile zum Lachen finde: Dass ausgerechnet die Musikindustrie nach der jahrelangen Verteufelung der Digitalisierung inzwischen diejenige ist, die bei dem Thema die Rolle des leuchtenden Vorbilds einnimmt. Der Online-Kauf von MP3s ist schon fast ein Thema von gestern. Heute gibt es Streaming-Portale für einen Pauschalbetrag in fast jedem Land." (Buchflatrate: Amazon will zur Digitalbücherei werden: http://www.basicthinking.de/blog/2011/09/12/buchflatrate-amazon-will-zur-digitalbucherei-werden/)

Nun streiten Amazon mit dem Kindle und Apple mit dem iPad um die neuen Formen der Publikation. Autoren veröffentlichen direkt für eines der Geräte und umgehen so die Verlage. Apple will aktuell die Schulbücher ersetzen und erfindet diese neu. Ich wüßte schon, welche Branche sich schon mal warm anziehen muss: die der Verlage. Wenn dort mal nicht eine große ANGST herrscht!